Tronxy X5SA im Test: Günstiger 3D-Drucker mit XL-Bauraum | TechStage

2022-12-07 15:35:46 By : Mr. James Wang

Tronxy bietet mit dem X5SA einen günstigen Filament-Drucker mit großem Bauraum, Filament- und Levelsensor. TechStage hat den riesigen 3D-Drucker getestet.

In den letzten Monaten haben wir uns vor allem mit SLA-Druckern wie dem Elegoo Mars (Testbericht) oder dem Nova3d Elfin (Testbericht) beschäftigt. Sie härten spezielles Harz mit UV-Licht aus und eignen sich vor allem für kleinere Gegenstände mit extrem hohen Auflösungen. Ob nun Filament- oder Harzdrucker für den eigenen Bedarf besser geeignet sind, zeigt unser Ratgeber UV-Harz oder Kunststoff-Filament: 3D-Drucker im Vergleich .

Nun hat es wieder ein Drucker, der mit dem bewährten FDM-Verfahren arbeitet, in die Redaktion geschafft. Der Tronxy X5SA kommt, ähnlich wie der Anet ET4 (Testbericht), als Bausatz zum Kunden.

Das Auffälligste am X5SA sind dessen ungewöhnlich große Abmessungen von 66 × 58 × 64 cm. Erst das riesige Grundgerüst erlaubt die maximale Druckgröße von satten 33 × 33 × 40 cm. Das ist enorm. Zum Vergleich, der Bauraum des Ender 3 (Testbericht) misst gerade einmal 22 × 22 × 25 cm. Die größtmöglichen Druckerzeugnisse vom Resin-Drucker Elegoo Mars wirken mit 12 × 7 × 15 cm vergleichsweise winzig.

Zur Ausstattung gehören ein farbiger 3,5-Zoll-Touchscreen, ein beheiztes Druckbett, Leveling- und ein Filament-Sensor. Die maximale Temperatur der Druckplattform beträgt 100 °C. Filament-Halterung und Extruder sitzen auf der rechten Gehäuseseite. Die Kunststoff-Druckauflage ist auf einer zusätzlichen Aluplatte aufgeklebt und sorgt für eine gute Haftung des Filaments. Die gesamte Druckplattform ist erfreulich eben. Das ist bei der ersten Version des Ender 3 beispielsweise nicht immer der Fall. Die Ausstattung ist hinsichtlich des Preises ordentlich, aber nicht außergewöhnlich.

Beim X5SA fährt der Druckkopf die X- und Y-Achse ab. Die Druckplattform mit dem Heizbett bewegt sich entlang der Z-Achse nach unten. Die 0,4-mm-Messing-Nozzle wird über einen Bowden-Extruder mit Filament versorgt und erlaubt Schichtdicken zwischen 0,1 und 0,4 mm. Die Temperatur des Druckkopfes erlaubt Drucktemperaturen zwischen 170 und 270 °C. Laut Hersteller funktioniert der Drucker mit PLA, ABS, HIPS, WOOD, PC und PVC mit einem Durchmesser von 1,75 mm. Flexibles TPU ist wegen des Bowden-Extruders nicht geeignet. Die Druckgeschwindigkeit liegt zwischen 20 und 100 mm/s. Dies entspricht dem Standard bei FDM-Druckern.

Dank eines Näherungssensors ist das Leveling, also das exakte Ausrichten des Druckbetts trotz der enormen Größe problemlos möglich. Der komplette Leveling und Kalibrierungsprozess dauert nur wenige Minuten. Wie das Kalibrieren genau funktioniert, erklären wir im Abschnitt Inbetriebnahme .

Der integrierte Filament-Sensor erkennt, falls das Druckmaterial reißt oder zu Ende geht. Der Druckvorgang pausiert dann und kann nach dem Auffüllen fortgeführt werden. Auch nach einem Stromausfall setzt der X5SA den Druckauftrag fort. Im Test hat das gut funktioniert. Wer deswegen schon Probleme beim Drucken hatte, wird diese Features zu schätzen wissen.

Im Test nutzen wir den auf einer Micro-SD-Karte mitgelieferten Slicer von Tronxy. Andere Programme, wie Cura oder Simply3D sind natürlich ebenfalls kompatibel. Der Drucker akzeptiert Druckvorlagen in den Dateiformaten STL, OBJ und G-Code.

Der Drucker kommt ordentlich verpackt beim Kunden an. Im ausgepolsterten Karton befinden sich zwar einige vormontierte Komponenten, der Großteil des Inhalts besteht aber aus Einzelteilen. Beschriftet sind leider nur sehr wenige der Komponenten. Da die Kleinteile, wie beispielsweise zig unterschiedliche Schrauben, in nur zwei Tütchen verpackt ankommen, gestaltet sich die Suche nach den benötigten Teilen oft komplizierter als eigentlich nötig.

Das benötigte Werkzeug ist bis auf eine Zange und einen hilfreichen Meterstab im Lieferumfang enthalten. Ein paar Meter PLA-Filament sind ebenfalls beigepackt. Weit kommt man damit aber nicht, wir empfehlen daher, gleich eine zusätzliche Spule zu kaufen. Mehr zu vernünftigen Filamenten haben wir im Ratgeber Welches Filament für welchen Einsatzzweck? aufgeschrieben.

Ein Metallspachtel, ein USB-Kartenleser und eine Micro-SD-Karte mit 8 GByte gehören, wie auch die englische Anleitung, zum Lieferumfang.

Die Anleitung ist auf den ersten Blick ordentlich aufgebaut und verständlich. Im Laufe des Aufbaus zeigt sich allerdings, dass einige Schritte nur sehr oberflächlich dargestellt sind. Einige Schrauben sind laut Anleitung bereits an den Komponenten befestigt. In der Praxis ist dies allerdings nicht immer so und so müssen wir die benötigten Teile selbst heraussuchen. Für Nutzer mit handwerklichem Geschick und DIY-Erfahrung ist das zwar machbar, aber es ist trotzdem ärgerlich.

Zunächst beginnen wir mit der Montage des Druckerrahmens. Dieser besteht aus massiven, schwarzen Aluprofilen und ist dementsprechend stabil. Nun geht es daran, die einzelnen Komponenten, Motoren und das Netzteil am Rahmen zu montieren. Dabei fällt sehr früh auf, dass ein kleiner Halter zur Befestigung einer Schleppkette nicht eingepackt wurde. Er ist auch nach einer ausführlichen Suche nicht zu finden. Wir improvisieren und ersetzen das Originalteil durch ein kleines Aluminiumblech, in welches wir drei Löcher bohren. Der Ersatz sieht zwar nicht schick aus, erfüllt aber seinen Zweck. Weitere Komponenten fehlen immerhin nicht. Im Gegenteil, am Ende des Zusammenbaus bleiben zig Schrauben, Muttern und ein Ersatzendschalter übrig. Und dies, obwohl wir keinerlei Teile weggelassen oder vergessen haben. Lieber so, als andersherum.

Die beiden sehr langen Zahnriemen machen zunächst einen unzuverlässigen Eindruck. Im Betrieb funktionieren sie in den ersten 23 Druckstunden aber zuverlässig und problemlos. Wer bisher keine Erfahrung mit 3D-Druckern hat, könnte sich bei der Installation allerdings schwertun auf Anhieb die korrekte Spannung zu finden.

Insgesamt benötigen wir gute sechs Stunden für den Zusammenbau. Wären die Teile alle vorhanden und beschriftet und die Anleitung etwas detaillierter, wären wahrscheinlich nur zwei bis drei Stunden nötig gewesen. An einigen Stellen, beispielsweise beim Einsetzen der Z-Führungen, ist es ratsam zu zweit zu arbeiten. Alles in Allem ist der Aufbau aber auch gut allein zu schaffen.

Der Anschluss der Kabel ist erfreulicherweise sehr einfach. Das liegt an der ordentlichen Beschriftung und der ausreichenden Länge der einzelnen Strippen. Die beiden Kabelstränge, die sich beim Druckvorgang bewegen, sind durch Schleppketten aus Kunststoff geschützt. Der Rest der Kabel kann zusätzlich durch einen Spiralschlauch geschützt und per Kabelbinder in den Aluprofilen versteckt werden. Insgesamt ist die Verkabelung gut durchdacht und einfach durchzuführen. Beim X5SA bleiben auch im Betrieb keine Kabel hängen oder werden aufgescheuert. Insgesamt haben wir für das Zusammenstecken nur etwa 5 Minuten gebraucht, trotz einer ordentlichen Verlegung.

Nachdem alle Komponenten an ihren Platz angebracht und angeschlossen sind, stecken wir das 24V-Netzteil an der Rückseite des Druckers ein. Dann kommt die Micro-SD-Karte mit Druckvorlagen in den seitlichen Kartenschacht. Nach dem Einschalten erklingt eine mehrtönige Anfangsmelodie und das Herstellerlogo erscheint auf dem Display. Bis der X5SA tatsächlich einsatzbereit ist, vergehen etwa 10 Sekunden. Die Menüführung des Druckers ist intuitiv und übersichtlich. Nutzer mit Erfahrung finden sich auf Anhieb gut zurecht. Anfänger dürften ebenfalls keine größeren Probleme haben.

Zuerst steht das exakte Ausrichten der Druckplattform. Wir nutzen dazu eine Wasserwagen-App und unser Augenmaß. Anschließend starten wir die automatische Kalibrierung. Hier fährt der Druckkopf mit dem Näherungssensor insgesamt 16 Punkte auf der Plattform an und vermisst diese. Als Referenz wird der linke Messpunkt ganz vorne gesetzt. Das Display zeigt nach der Vermessung, um welche Werte die anderen Punkte vom dieser Referenz abweichen. Bei Werten über 0,8 mm muss man die Druckplattform mit den insgesamt 6 Stellrädern unter dem Heizbett nachjustieren. Das funktioniert gut und so sind bereits die Werte der dritten Messung so eben, dass wir mit der Kalibrierung der Z-Achse weitermachen können. Hierzu fahren wir mit dem Druckkopf den Nullpunkt der Z-Achse an und prüfen, wie weit er vom Druckbett entfernt ist. In unserem Fall sind es etwa vier Millimeter. Dann heben wir die Plattform mit einem Fingerzeig auf den Touchscreen schrittweise an. Als sich gerade noch ein Blatt Papier zwischen Düse und Bett schieben lässt, setzen wir diesen Punkt als neuen Nullpunkt. Als Letztes kommt das Filament dran. Dieses wird zunächst durch den Filamentsensor geschoben und in den Extruder geführt. Nun heizen wir die Nozzle auf 200 Grad und beginnen mit dem Extruder-Vorschub. Kurz darauf hat das graue PLA den Druckkopf erreicht und kommt als Faden aus der Nozzle.

Jetzt ist es endlich Zeit für den ersten Druckversuch. Hierzu nutzen wir eine von Tronxy auf der Micro-SD gespeicherte geometrische Form. Nach der Auswahl und dem Starten des Druckvorganges vergehen zunächst etwa 5 Minuten, bis Druckbett und Druckkopf die jeweilige Arbeitstemperatur erreicht haben. Dann setzt sich der Druckkopf in Bewegung und beginnt mit der Arbeit. Das Ergebnis des ersten Drucks ist zwar etwas langweilig, aber dafür erfreulich ordentlich.

Als Nächstes jagen wir das Schiffsmodell Benchy und einige Objekte von Thingiverse durch den Slicer. Der erste Benchy ist abgesehen von starkem Fäden-Ziehen (stringing) ein echter Erfolg. Zwar gibt es an der ein oder anderen Stelle noch Verbesserungsbedarf, der Drucker kann hierfür aber nur wenig. Hier ist der Anwender gefragt. Die Optimierung der Druckeinstellungen für das jeweilige Filament und die eingestellte Schichtdicke ist bei allen FDM-Druckern nötig. Hier trifft den X5SA keine Schuld. Die Slicingsoftware ist zwar in Ordnung, letztlich empfehlen wir trotzdem die Alternativen Cura oder S3D . Hier sind die Einstellungsmöglichkeiten größer und außerdem gibt es eine riesige Community, die hilft Fehler zu beseitigen und die Settings zu optimieren.

Der dritte Versuch, eine Vase mit einer Höhe von 28 cm sieht schon deutlich besser aus. Lediglich die gewählte Geschwindigkeit ist noch etwas zu niedrig. Der gesamte Druckvorgang dauert 17,5 h. In dieser Zeit treten keinerlei Probleme auf. Netzteil und Motoren bleiben während des Betriebs auf einer vernünftigen Betriebstemperatur.

Negativ fallen beim Druck die unüberhörbaren Lüfter des X5SA auf. Während des Druckvorgangs beginnt der Druckkopf-Lüfter regelrecht zu kreischen. Wohnzimmertauglich ist der X5SA somit nicht. Wer mit dem Großraumdrucker arbeiten will, sollte mittelfristig in leise PC-Lüfter eines Markenherstellers investieren und die Originale austauschen.

Die Angaben zur geplanten Druckdauer weichen erheblich von der Praxis ab. Die Vase sollte zehn Stunden dauern; tatsächlich waren es über siebzehn.

Der Preis des X5SA liegt laut Preisvergleich bei knapp unter 300 Euro. Wer den Drucker mit dem Coupon-Code 7bb7LYIQ direkt bei Geekmaxi bestellt, spart sich gut 30 Euro. Da die Ware aus einem EU-Lager kommt, fallen hierbei keine weiteren Gebühren an.

Trotz diverser Problemchen beim Zusammenbau gefällt uns der Tronxy X5SA richtig gut. Das insgesamt sehr ordentliche Druckbild mit den Standardeinstellungen, der enorm große Bauraum und der Preis von unter 300 Euro sind gute Argumente für einen Kauf.

Für Anfänger ist der Drucker allerdings nur bedingt geeignet. Ohne gewisse Vorkenntnisse und Lust am Basteln kann der Zusammenbau schnell in Frust enden. Wer bereit ist, sich mit der Thematik zu beschäftigen und Zeit zu investieren, bekommt mit dem X5SA einen FDM-Drucker zu einem sehr fairen Preis. Mit den richtigen Slicing-Einstellungen und anderen Lüftern ist der Tronxy unsere Empfehlung, wenn es um einen möglichst großen Bauraum geht.

Allerdings sollte man unbedingt genügend Platz für den Riesendrucker haben. Wer nur ein eingeschränktes Platzangebot hat, sollte sich ein kleineres Gerät, beispielsweise aus der Ender-Serie (Ratgeber) ansehen. Geht es nicht um die Größe, sondern um eine möglichst hohe Detailtreue, empfehlen wir den Griff zu einem SLA-Drucker. Diese sind deutlich kompakter und erlauben Schichtdicken von gerade einmal 0,01 mm. Geeignete Modelle zeigt unser Vergleichstest von drei Resin-Druckern .

Der 3D-Drucker wurde uns für den Test vom Versandhändler Geekmaxi zur Verfügung gestellt.

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