Das richtige RJ45-Patchkabel auswählen - elektro.net

2022-12-07 15:40:57 By : Mr. David Du

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Um sicherzustellen, dass Patchkabel alle notwendigen Anforderungen erfüllen, wurden entsprechende Normen verabschiedet, die regelmäßig aktualisiert werden. In der Praxis werden jedoch oftmals die falschen Normen und Komponentenkategorien herangezogen, was immer wieder zu Verwirrung und Verunsicherung führt.

Die Kategorien 6A und 7 Kabel und Stecker müssen aufeinander abgestimmt sein Die richtige Konstruktion Winkelstecker vermeiden enge Biegeradien in Verteileranlagen

Patchkabel sind weltweit nach ISO/IEC 11801 genormt (Tabelle). In Europa wird die EN 50173 herangezogen, deren Vorgaben weitestgehend denen der ISO/IEC 11801 entsprechen. Darüber hinaus gibt es noch die US-amerikanische Normenreihe ANSI/TIA-568, die aufgrund ihrer besonders praxis­orientierten Ansätze auch außerhalb der USA recht gerne verwendet wird.

Patchkabel bestehen aus vierpaarigen Leitungen mit massiven oder flexiblen Drähten. International sind Leitungen nach ISO/IEC 61156 genormt, in Europa nach EN 50288, in den USA nach ANSI/TIA-568. Sie haben an mindestens einem Ende einen Steckverbinder, meistens aber an beiden. Fast immer wird dabei der achtpolige »RJ45«-Stecker verwendet. Der ist wiederum international nach ISO/IEC 60603-7 und in Europa nach der auf der IEC 60603-7 basierenden EN 60603-7 genormt. Die amerikanische ANSI/TIA verweist direkt auf die IEC 60603-7. Leider werden die Normen für die Patchkabel oft mit denen für die Leitungen, aus denen die Patchkabel bestehen, verwechselt, was in der Praxis allzu oft Verwirrung stiftet. Im Englischen gibt es in der Praxis eine klare Unterscheidung:

RJ45-Stecker gibt es in den Kategorien 5, 6, 6A, 6A, 8 und 8.1, Kabel gibt es darüber hinaus auch noch in den Kategorien 7, 7A und 8.2. Bei den »Kategorie 7-Patchkabeln« mit RJ45-Steckern erfüllt lediglich das reine Kabel die Anforderungen der Kategorie 7, nicht der Stecker, da es keinen RJ45-Stecker gibt, der die Anforderungen der Kategorie 7 für alle vier Aderpaare gleichzeitig erfüllt. Ein Kabel der Kategorie 7 mit RJ 45-Steckern der Kategorie 8.1 zu versehen, hilft auch nicht weiter. Die Kategorie 8.1 basiert auf der Kategorie 6A, nicht auf Kategorie 7 oder 7A, was sich auch bei den Patchkabeln niederschlägt. So sind die NEXT-Werte für Patchkabel der Kategorie 8.1 in der ISO/IEC 11801-1:2017 bereits ab 100 MHz deutlich niedriger als für die der Kategorien 7 und 7A. Zu den Verwirrungen in der Praxis trägt leider bei, dass gemäß DIN EN 50173-1:2011-09 ein Patchkabel unter anderem mit der Kategorie des verwendeten Kabels gekennzeichnet werden muss. Wird für ein Kategorie 6- oder Kategorie 6A-Patchkabel wie oftmals üblich Rohkabel der Kategorie 7 verwendet, so ist auf dem Kabelmantel korrekterweise »Kategorie 7« oder »category 7« aufgedruckt. Allzu oft wird dabei vergessen, dass sich diese Angabe ausschließlich auf das Rohkabel, auf das sie aufgedruckt ist, bezieht. Das mit RJ45-Steckern versehene Patchkabel erreicht diese Kategorie nicht – es kann sie nicht erreichen, weil es keinen RJ45-Stecker der Kategorie 7 gibt. Stecker der Kategorie 7 sind nicht steckkompatibel zu RJ45-Buchsen. Besondere Vorsicht ist also geboten, wenn Anbieter mit »Kategorie-7-RJ45-Patchkabeln« werben. In der neuen Ausgabe der ISO/IEC11801 vom November 2017 ist die Forderung, das Patchkabel mit der Kabelkategorie zu kennzeichnen, nicht enthalten. Stattdessen ist das Patchkabel mit der Kategorie des fertigen, mit Steckern versehenen Patchkabels zu kennzeichnen. Es bleibt zu hoffen, dass dies bei der geplanten Neuausgabe der DIN EN 50173 ebenso sein wird.

In Schaltschränken und Verteilern ist der Platz für Patchkabel meistens sehr begrenzt. Hilfreich sind hier abgewinkelte Stecker (Bild 1). Mit dem RJ45-Steckverbinder »MFP8 4x90« der MFP8-Familie (Bild 2) lassen sich geknickte Kabel in Verteilern vermeiden. Dieser Stecker hat eine Kabelverschraubung mit Kabelabfangung und bietet so eine höhere Zugentlastung. Er nimmt Kabel mit einem Durchmesser von bis zu 10 mm auf und eignet sich somit auch für die dickeren Kabel für die raue Industrieumgebung. Der Steckverbinder lässt sich ohne Spezialwerkzeug im Feld konfektionieren. Ein Vier-Kammern-Adernmanagement mit Durchdringkontakten (IPC) für Massiv- und Litzenleiter sowie eine Montagehilfe unterstützen fehlerfreies Konfektionieren. Für Leiterdurchmesser von AWG26/1 bis AWG22/1 und AWG27/2 bis 22/7 stehen passende Adernmanager bereit. Eine 360°-Schirmung garantiert eine sichere Datenübertragung auch bei elektrischen Störeinflüssen von außen.

Patchkabel sind oft als geschirmte Kabel mit siebendrähtigen Litzenleitern ausgeführt, beispielsweise S/FTP 4 x 2 x AWG 26/7 PUR (Bild 3). Die Bezeichnung leitet sich ab aus der AWG-Zahl (amercan wire gauge – die genormte Durchmesserangabe des Leiters) sowie der Anzahl der miteinander verseilten Litzendrähte. Hier legt man um eine zentrale Litze sechs weitere im Kreis, also sieben Litzen insgesamt. In Schleppketten-Anwendungen im Industriebereich findet man fallweise auch 27/19-Litzenkabel, die noch sehr viel flexibler sind. Gelegentlich trifft man auch auf Patchkabel mit massiven Drähten. Diese sind jedoch vergleichsweise starr und unflexibel und bewirken daher hohe Querkräfte auf den RJ45-Stecker. Dadurch sind sie als Anschlusskabel an Endgeräten (PC, Telefon, Drucker, etc.) schlechter geeignet. Patchkabel besitzen einen niedrigeren NEXT-Wert als Verlegekabel, was bei der nach DIN EN 50173 und ISO/IEC 11801 zulässigen maximalen Gesamtlänge von 10 m für alle Patchkabel in einer Übertragungsstrecke nur eine untergeordnete Rolle spielt. Werden die 10 m überschritten, muss das Verlegekabel kürzer vorgesehen werden; DIN EN 50173, ISO/IEC 11801 und ANSI/TIA-568 enthalten entsprechende Formeln, wie die maximal zulässige Länge des Verlegekabels dann zu berechnen ist.

Heutzutage werden bei Neuinstallationen fast nur noch Patchkabel mit einer 1:1-Zuordnung der Drähte an beiden Enden verwendet. Moderne Switches haben eine so genannte Auto-MDI-X-Funktion (auto medium dependent interface crossover), die automatisch sicherstellt, dass die Signale der Sendeseite (Tx) korrekt auf die der Empfangsseite (Rx) geschaltet werden. Früher musste man bei Hubs und Bridges, den Vorläufern moderner Switches, die Sende- und Empfangsseiten mit Crossoverkabeln verbinden. Tauscht man diese alten Geräte durch neue Gigabit-Switches aus, sollte man die bestehenden Patchkabel überprüfen: Nicht jeder Switch kommt mit Crossoverkabeln zurecht. In den seltenen Fällen, in denen Endgeräte ohne Switch direkt miteinander verbunden werden sollen, werden noch gekreuzte Patchkabel verwendet, z. B. wenn eine IP-Kamera mal schnell an einen Laptop angeschlossen werden soll, um die Bildqualität zu prüfen.

Qualität und Leistungsfähigkeit eines Patchkabels werden von der Qualität der verwendeten Leitung, von der Qualität der Stecker und von der Qualität der Konfektionierung, der Montage, bestimmt. Allzu oft wird übersehen, dass Stecker und Leitung aufeinander abgestimmt sein müssen. Eine Leitung höchster Performance mit Steckern geringerer Qualität ergibt ein Patchkabel mit geringer Leistungsfähigkeit. Dies gilt ganz besonders für Patchkabel im unteren Preissegment und gewinnt im Hinblick auf 10-Gigabit-Ethernet (10 GBASE-T) immer mehr an Bedeutung. Viel wichtiger als die Kategorie des verwendeten Rohkabels sind die Qualität des fertigen, konfektionierten RJ45-Patchkabels und die Verwendung exakt aufeinander abgestimmter Komponenten eines Verkabelungssystems. Wenn die einzelnen Komponenten einer Übertragungsstrecke aufeinander abgestimmt sind, erreicht die Verkabelung die volle Leistung. Telegärtner bietet deshalb eine 25-jährige Systemgarantie.

Technical Solutions Manager, Telegärtner Karl Gärtner GmbH, Steinenbronn

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