3D-Drucker Tronxy X5SA Pro im Test: massig Platz, viel Arbeit | TechStage

2022-12-07 15:35:53 By : Mr. David Du

Neben einem neuen Extruder hat Tronxy der Pro-Variante des X5SA eine überarbeitete Mechanik spendiert. Techstage zeigt, ob sich der Aufpreis lohnt.

Nach einigen SLA-Druckern wie dem Elegoo Mars (Testbericht) oder dem Longer Orange 20 (Testbericht) hat es wieder ein FDM-Drucker mit extra großem Bauraum in die Redaktion geschafft. Dieser kommt, ähnlich wie der kürzlich getestete Anet ET5 Pro (Testbericht) , als Bausatz zum Kunden. Anders als bei Anet sind die Teile beim Tronxy-Drucker allerdings kaum vormontiert.

Unser Testgerät wurde uns vom Online-Händler Geekmaxi zur Verfügung gestellt. Dort kostet der Drucker mit dem Coupon-Code 99RFSQ9V 339 Euro. Der Versand erfolgt aus dem europäischen Lager und so fallen keine Steuern oder Gebühren an.

Die ausladenden Ausmessungen haben sich beim X5SA Pro zwar minimal reduziert, Schreibtisch-geeignet ist das 14-kg-Gerät mit 58 × 65 × 66 cm aber nicht. Bei der X5SA-Serie fährt der Druckkopf die X- und Y-Achse ab. Druckplattform und Heizbett bewegen sich entlang der Z-Achse nach unten. Uns gefällt dieser sehr stabile Aufbau gut, allerdings kostet er viel Platz.

Die maximale Druckgröße ist mit 33 × 33 × 40 cm sehr großzügig. Zum Vergleich – Der Bauraum eines Ender 3 misst gerade einmal 22 × 22 × 25 cm. Die größtmöglichen Druckerzeugnisse von Resin-Druckern, wie dem Elegoo Mars, wirken mit 12 × 7 × 15 cm geradezu mikroskopisch klein.

Zur Ausstattung gehören ein farbiger 3,5-Zoll-Touchscreen, ein beheiztes Druckbett mit abnehmbarer Druckauflage, der Leveling- und der Filament-Sensor. Die maximale Temperatur der Druckplattform beträgt 100 °C, der Druckkopf erreicht 275 °C. Die Kunststoff-Druckauflage ist auf einer sehr ebenen Aluplatte aufgeklebt und sorgt für ausreichend Haftung während des Druckvorgangs.

Die 0,4-mm-Messing-Nozzle wird über einen verbesserten Bowden-Extruder mit 1,75-mm-Filament versorgt und erlaubt Schichtdicken zwischen 0,1 und 0,4 mm. Laut Hersteller funktioniert der Drucker mit PLA, ABS, HIPS, WOOD, PC, PVC und dank des Titan-Extruder-Updates nun auch mit flexiblen TPU. Die Druckgeschwindigkeit liegt zwischen 20 und 100 mm/s – der Hersteller empfiehlt 60 mm/s.

Der hinter dem Extruder befestigte Filament-Sensor erkennt, falls das Druckmaterial reißt oder zu Ende geht. Der Druckvorgang pausiert dann automatisch und kann nach dem Auffüllen fortgeführt werden. Auch nach einem Stromausfall setzt der X5SA Pro den Druckauftrag fort. Bei einem einmaligen Test hat das funktioniert. Absichtlich sollte man den Vorgang allerdings nicht unterbrechen, da solche Nahtstellen häufig sichtbar bleiben. Bei einem mehrtägigen Druckauftrag ist diese Funktion trotzdem sehr vorteilhaft.

Dank des Näherungs-Sensors am Druckkopf ist das Leveling, trotz der enormen Größe, problemlos in kurzer Zeit möglich. Der Sensor misst die Distanz zur Druckplattform an 16 Referenzpunkten und zeigt die Differenzen auf dem Touchscreen. Das Druckbett mit den 6 Stellschrauben ist dann schnell per Hand ausgerichtet.

Im Test nutzen wir den auf einer Micro-SD-Karte mitgelieferten Slicer von Tronxy. Andere Programme, wie Cura oder Simply3D sind ebenfalls kompatibel. Der Drucker akzeptiert Druckvorlagen in den Dateiformaten STL, OBJ, DAE, AMF und G-Code.

Neben den Abmessungen haben sich einige unauffällige Dinge an der Pro-Version des X5SA geändert. Da sind beispielsweise die verbesserten Führungsschienen und Schlitten der X- und Y-Achsen. Diese sorgen für eine geringere Geräuschentwicklung und laufen sehr präzise. Die Filament-Halterung und der Extruder sitzen beim neuen Modell auf der Gehäuserückseite.

Anbei die wichtigsten technischen Daten vonX5SA Pro und X5SA im Vergleich.

Um es gleich vorweg zu nehmen: Der X5SA Pro erfordert deutlich mehr Arbeit als ein vormontierter Drucker wie der Anet ET5 Pro (Testbericht) oder gar ein Fertig-Modell wie der Qidi X-Plus (Testbericht) . Hier reicht es nicht, eine Handvoll Komponenten mit zwei Dutzend Schrauben zusammenzusetzen oder gar nur die Transportsicherungen zu lösen. Stattdessen sind Handarbeit und Geduld gefragt.

Insgesamt hat die Montage, inklusive des Schießens der Fotos, knapp über 6 Stunden gekostet. Zu Zweit und ohne Fotounterbrechung ist es für geübte Bastler in etwa 4 Stunden zu schaffen. Es ist zwar nicht unmöglich, ihn alleine zu bauen, mit einem Partner wären es allerdings deutlich weniger kniffelig geworden.

Die im Karton verpackten Teile sind zwar schon minimal vormontiert, der Großteil des Inhalts besteht aber aus Einzelteilen - aus zahllos vielen Einzelteilen. Und leider sind nicht alle Komponenten beschriftet. Die Kleinteile, wie die gefühlt 200 Schrauben in 12 Größen, befinden sich zu allem Überfluss in nur zwei Tüten. Die Suche nach den benötigten Teilen ist aus unserer Sicht unnötig kompliziert und kostet Zeit.

Metallspachtel, USB-Kartenleser und Micro-SD-Karte gehören, wie auch die englische Anleitung, zum Lieferumfang. Das benötigte Werkzeug ist bis auf Zange und Schere ebenfalls enthalten. Ein Maßstab sollte für den Zusammenbau ebenfalls parat liegen. Ohne ihn ist es unmöglich die richtigen Teile zu identifizieren.

Ein paar Meter PLA-Filament sind ebenfalls beigepackt. Viel drucken kann man damit aber nicht. Im Praxistest nutzen wir deshalb ein anderes PLA-Filament.

Die Anleitung ist ausreichend ordentlich aufgebaut und verständlich. Einige Arbeitsschritte sind allerdings nur sehr oberflächlich dargestellt. Manche Schrauben, und Muttern sind doppelt vorhanden: einmal an Einzelteilen wie dem Filamentsensor und zusätzlich in einer der Tüten. Das führt dazu, dass auch bei korrekter Montage am Ende ein ganzer Beutel mit Schrauben und Muttern übrigbleibt – was auch schon beim Vorgänger der Fall war.

Zunächst beginnen wir mit der Montage des Druckerrahmens. Bis auf die verstärkten Führungen für die Y-Achse und die neuen Laufrollen hat sich im Vergleich zum Vorgänger nicht viel verändert. Die ebenfalls stabiler gelagerte X-Achse mit dem beweglichen Druckkopf wird anschließend ebenso installiert, wie das beheizbare Druckbett. Motoren, Sensoren, Führungsrollen und Netzteil werden nach und nach am Rahmen montiert und die Antriebsriemen per Hand eingespannt. Die Riemen werden dabei nur durch Kabelbinder gehalten. Das sieht zwar unprofessionell aus, macht nach über 50 Druckstunden aber noch einen stabilen Eindruck.

Um einen gut funktionierenden Drucker zu bekommen, ist beim Zusammenbau Genauigkeit gefragt. Die vorgefertigten Aluteile haben beim Zusammenbau ein minimales Spiel und müssen deshalb so genau wie möglich ausgerichtet werden. Gleiches gilt auch für die Führungsrollen und Antriebszahnräder.

Der Anschluss der elektronischen Komponenten an das Mainboard gestaltet sich erfreulicherweise sehr einfach, denn hier ist die Beschriftung ordentlichen. Die beiden Kabelstränge, die sich beim Druckvorgang bewegen, sind durch Schleppketten aus Kunststoff geschützt. Damit die langen Ketten nicht in den Riemenantrieb und unterhalb des Rahmens geraten, müssen sie sehr fest verschraubt sein. Dann bleiben beim X5SA Pro während des Druckvorgangs keine Kabel hängen oder werden aufgescheuert. Insgesamt haben wir für das Zusammenstecken der Elektronik nur etwa 6 Minuten gebraucht; Trotz einer ordentlichen Verlegung.

Nach dem Zusammenbau folgt der Anschluss des 24V-Netzeils an die Steckdose. Die Micro-SD-Karte mit Druckvorlagen steckt im seitlich angebrachten Kartenschacht. Nach dem Einschalten erklingt eine kurze Melodie und das Herstellerlogo erscheint auf dem Display. Bis der X5SA Pro einsatzbereit ist, vergehen etwa 8 Sekunden. Die Menüführung des Druckers ist intuitiv und übersichtlich. Nutzer mit Erfahrung finden sich auf Anhieb zurecht. Anfänger sollten ebenfalls keine Probleme haben.

Nun folgt das exakte Ausrichten der Druckplattform und des Druckkopfes. Wir nutzen für die erste sehr grobe Kalibrierung unser Augenmaß. Anschließend starten wir das automatische Leveling. Hier fährt der Druckkopf insgesamt 16 Punkte auf der Druckplattform an und misst seinen Abstand. Als Referenz wird der erste Messpunkt ganz vorne links gesetzt. Das Display zeigt nach der Messung, um welche Werte die anderen Punkte vom dieser Referenz abweichen. Bei Differenzen über 0,6 mm sollte man die Druckplattform mit den 6 Stellrädern unter dem Heizbett nachjustieren. Das funktioniert gut und so sind die Werte schnell im Rahmen. Als nächstes folgt die exakte Kalibrierung der Z-Achse. Wenn sich gerade noch ein Blatt Papier zwischen Düse und Bett schieben lässt, setzen wir diesen Punkt als neuen Nullpunkt. Dieser unproblematische Kontrolle sollte regelmäßig vorgenommen werden. Wer das nicht macht, riskiert irgendwann Probleme bei der Haftung. Nach dem Laden des Filaments ist der Drucker einsatzbereit.

Der erste Testdruck ist eine auf der Micro-SD gespeicherte geometrische Form. Nach dem Starten des Druckvorganges braucht der X5SA Pro etwa 5 Minuten, bis Druckbett und Druckkopf die gewünschte Arbeitstemperatur erreicht haben. Dann setzt sich der Druckkopf in Bewegung und beginnt mit der Arbeit. Das Ergebnis des ersten Drucks ist zwar langweilig und wenig spektakulär, dafür aber sehr ordentlich und in unter einer Stunde fertig.

Die nächste Musterdatei sind zwei Eulen. Das Ergebnis steht nach etwa 8 Stunden auf dem Druckbett. Netzteil und Motoren bleiben während des Betriebs kühl.

Bis auf das Fäden-Ziehen (Stringing) wischen den Figuren ist das Ergebnis ein Erfolg. Die eingestellten 200 Grad sind augenscheinlich etwas zu viel für unser PLA. Zwar gibt es an der ein oder anderen Stelle noch Verbesserungsbedarf, den Drucker trifft aus unserer Sicht aber keine Schuld. Hier ist der Anwender gefragt. Die Optimierung der Softwareeinstellungen für das jeweilige Filament und die eingestellte Schichtdicke ist bei allen FDM-Druckern nötig. Die Slicingsoftware ist zwar in Ordnung, letztlich empfehlen wir trotzdem die Alternativen Cura oder S3D. Hier sind die Einstellungsmöglichkeiten deutlich größer und außerdem gibt es eine riesige Community, die hilft, Fehler zu beseitigen und die Settings zu optimieren.

Beim dritten Versuch löst sich nach etwa 14 Stunden Druckzeit eine Ecke des Objekts. Das ist großteils auf unsauberes Leveling und eine sehr geringe Kontaktfläche bei gleichzeitig großen Abmessungen zurückzuführen. Da hätten wir besser noch einmal die Druckbettkalibrierung überprüfen und eine Supportschicht unter dem Schacht erstellen sollen. Der mehr als 20-stündige Druckvorgang kann trotz des Fehlers erfolgreich beendet werden. Das Ergebnis ist bis auf das Warping, das Ablösen der Ecken vom Druckbett, sehr ordentlich. Das Stringing ist durch die 5 Grad niedrigere Drucktemperatur schon deutlich besser geworden.

Was beim Druck positiv auffällt, ist die geringe mechanische Geräuschentwicklung. Umso ärgerlicher sind auch beim Pro-Modell die unüberhörbaren Lüfter, die nach etwa 60 Stunden sogar noch ein Stück lauter wurden. Im Vergleich zum Standard-X5SA kreischen die Lüfter immerhin weniger und so ist der Drucker am ehesten mit einem lauten PC vergleichbar. Wohnzimmertauglich ist der X5SA Pro damit keinesfalls. Wer gegensteuern will, sollte mittelfristig leisere 24-Volt-PC-Lüfter einbauen. Passende Lüfter von Markenherstellern gibt es im Preisvergleich.

Bei Banggood ist der Drucker zeitlich begrenzt für 299 Eruo erhältlich. Hier lautet der Code: BGX5SAPRO. Der Versand erfolgt aus dem tschechischen Lager. Steuern oder Gebühren fallen nicht an.

Trotz des (zeit)aufwändigen Zusammenbaus hinterlässt der Tronxy X5SA Pro einen insgesamt positiven Eindruck. Das liegt sowohl am verbesserten Extruder, der endlich auch TPU verarbeiten kann, als auch an der höheren Laufruhe und Stabilität durch die neuen Achsen. Das insgesamt sehr ordentliche Druckbild mit den Standardeinstellungen, der enorm große Bauraum und der Preis von unter 400 Euro runden den guten Gesamteindruck ab.

Wer nicht plant, mit Flex-Filament wie TPU zu drucken, kann sich aus unserer Sicht alternativ den Standard-X5SA (Testbericht) kaufen und somit etwa 100 Euro sparen.

Für Nutzer, die lieber gleich drucken, anstatt zu basteln, ist der Tronxy-Großraumdrucker nur bedingt geeignet. Mit Geduld ist der mehrstündige Aufbau trotzdem ohne größere Probleme möglich. Wer bereit ist, einen Tag für Aufbau und Einstellung zu investieren, bekommt mit dem X5SA Pro einen großen und brauchbaren FDM-Drucker mit zeitgemäßer Ausstattung. Mit den richtigen Slicing-Einstellungen und anderen Lüftern ist die X5SA-Serie unsere Empfehlung, wenn es um einen möglichst großen Bauraum geht.

Wer keine Lust auf langes Basteln hat, sollte sich den Anet ET5 Pro (Testbericht) ansehen. Dieser wird mit lediglich 12 Schrauben montiert und hat nur einen minimal kleineren Bauraum von 300 [×] 300 [×] 400 mm. Geht es nicht um die Größe, sondern um eine möglichst hohe Detailtreue, empfehlen wir den Griff zu einem SLA-Drucker. Diese sind deutlich kompakter und erlauben Schichtdicken von gerade einmal 0,01 mm. Geeignete Modelle zeigt unser SLA-Drucker-Vergleichstest .

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